Montag, 10. Oktober 2011

TERRA MADRE WIEN

Terra Madre Austria 2011, 13-15 Oktober im Wiener Rathaus:

Die Highlights:

*   Markt der Vielfalt: Über 50 Produzenten aus Österreich und den Nachbarländern

*   Schule des Geschmacks: Geschmacksschulungen jetzt buchbar, ermäßigter Eintritt für Slow Food Mitglieder!

*   Parcours der Sinne: Vom Tasten bis zum Riechen, hier werden alle Sinne gefordert.



Liebe Slow Food Mitglieder und Terra Madre Interessenten!

Die Terra Madre Austria findet von 13. bis 15. Oktober im Wiener Rathaus statt, organisiert von Slow Food Wien, unterstützt von der Stadt Wien.

Markt der Vielfalt

Probieren, gustieren, flanieren, das ist im Rahmen des „Terra Madre Austria“-Marktes im Wiener Rathaus möglich. Im Arkadenhof präsentieren Bauern und Bäuerinnen, KäsemacherInnen und BäckerInnen, Winzer, Imker und viele mehr ihre Kreationen. Vom Vorarlberger Bergkäse bis zu Gemüseraritäten, von Elsbeer‐Schokolade bis zu erlesenen Wiener Weinen. Im Rahmen der internationalen Slow Food Zusammenarbeit werden erstmals auch Gäste aus den Nachbarländern erwartet: Lebensmittelhandwerker aus Tschechien, Rumänien, Ungarn, Deutschland, Schweiz und Italien: Sie präsentieren so außergewöhnliche Lebensmittel wie „Kräuterpesto in Schweineschmalz“ aus dem Friaul, „Champagner – Bratbirne“ aus Deutschland, traditionelle Biere einer tschechischen Braumeisterin sowie Schafkäse in Tannenrinde von den rumänischen Karpaten.


Schule des Geschmacks

Wie soll Sauerteigbrot aus Waldstaudekorn schmecken? Was ist Grubenkraut? Wie bringt man das Aroma der Bergamotte ins Olivenöl? In der Schule des Geschmacks, in den Festräumlichkeiten des Rathauses, werden spezielle Produkte unter professioneller Anleitung und im Beisein der jeweiligen ProduzentInnen verkostet. TeilnehmerInnen erschmecken vielfältige Aromen, vergleichen und erfahren alles über Erzeugung und Verarbeitung. Pro Durchgang nehmen die BesucherInnen gegen einen Unkostenbeitrag teil. Slow Food Wien Mitglieder bekommen dabei ermäßigten Eintritt.

Buchen Sie Ihre Schulungen hier: <http://terramadre.at/Schule-des-Geschmacks.4.0.html>
http://terramadre.at/Schule-des-Geschmacks.4.0.html


Parcours der Sinne

Für BesucherInnen, die ihre Sinne auf die Probe stellen möchten, gibt es im Wiener Rathaus den „Parcours der Sinne“, bei dem vom Tasten bis zum Riechen alle Sinne gefordert sind. Besucher versuchen zu hören, was sich in einer Flasche befinden könnte. Oder zu spüren, ob es sich beim Inhalt einer Box um Nudeln oder doch um Reis handelt. So kann man spielerisch entdecken, dass Geschmack nicht der einzig wichtige Sinn beim Essen ist. Am Parcours der Sinne nehmen Kinder und Erwachsene kostenlos teil.

Wir freuen uns bereits jetzt auf Ihren Besuch der Terra Madre Austria.
SLOWFOOD PINZGAU

Terra Madre Austria
13. bis 15. Oktober 2011 im Wiener Rathaus
Öffnungszeiten: Do. und Fr. 10.00 bis 20.00, Sa. 09.00 bis 18.00

AGRARPOLITK

Wir möchten Euch darüber informieren, dass Slow Food International in den letzten Monaten ein strategisches Dokument zum Reformprozess der gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) erarbeitet hat. Es ist die Grundlage für die Slow Food Kampagne für eine gerechtere, ökologischere und inklusive EU-Agrarpolitik.
Diese Kampagne ist uns als Slow Food Pinzgau ein wichtiges Anliegen. Deshalb anbei auch ein Brief von Slow Food Gründer Carlo Petrini sowie das Slow Food Positionspapier zu diesem Thema.

die pdfs gibts bei uns auch und werden gerne auf wunsch übersandt




Slow Food startet eine Kampagne zur Sensibilisierung für die
zukünftige EU-Agrarpolitik
Mit der Verfassung eines strategischen Dokuments zur Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) hat Slow
Food seine Kampagne für eine gerechtere, ökologische und inklusive EU-Agrarpolitik gestartet. Der
internationale, gemeinnützige Verein Slow Food, der von den Mitgliedern und einem weltweiten Netz von
Menschen gestützt wird, die sich für die Verbesserung der Produktions- und Vertriebsweisen von Lebensmitteln
einsetzen, umfasst an die 100.000 Mitglieder weltweit und ist in allen 27 Ländern der Europäischen Union mit
Convivien und Terra Madre Lebensmittelbündnissen vertreten.
Während die Diskussionen über die Reform der GAP 2014 fortgesetzt werden, teilt der Gründer und Präsident
von Slow Food Carlo Petrini mit: “Europa braucht eine starke Agrarpolitik, die allen ökologischen, sozialen und
wirtschaftlichen Herausforderungen, vor denen wir stehen, erfolgreich begegnen kann.”
Das Dokument Wege zu einer neuen EU-Agrarpolitik nennt die Probleme, die unser derzeitiges Agrar- und
Lebensmittelproduktionssystem belasten, beim Namen: Die industrielle, intensive Produktion von globalen
Lebensmitteln ist die Hauptursache für die Zerstörung der Umwelt sowie den Verlust der Ökosysteme und der
biologischen Vielfalt. Sie hat zu einer ungerechten Lebensmittelverteilung geführt, so dass ein Teil der Welt
unter Krankheiten durch Übergewicht und die andere Hälfte unter Unterernährung leidet.
Zur Frage der GAP ist Slow Food überzeugt, dass sie sich auf zwei Schlüsselelemente konzentrieren muss: die
nachhaltige Kleinproduktion und den Nachwuchs.
Nachhaltige Kleinproduktion: Europa muss wieder zu seinen wahren Wurzeln mit kleinen
Lebensmittelproduktionsbetrieben mit geringer Umweltbelastung zurückfinden, denn sie gliedern sich in die
Natur ein, erzeugen auf saubere Weise gesunde, hochwertige Lebensmittel und leisten unersetzliche Dienste an
der Umwelt für die Gemeinschaft.
Der Nachwuchs: Nur 7% der Bauern in Europa ist jünger als 35 Jahre. Man muss dem Beruf des Landwirts
wieder zu seiner Würde verhelfen, so dass er zu einer reizvollen, befriedigenden Lebensentscheidung werden
kann. Es muss wieder eine Entscheidung sein, in die man für die eigene Zukunft investieren kann, ein Weg, der
Befriedigung und Selbsterfüllung bietet und nicht nur Opfer und Verzicht fordert.
Das Dokument bietet eine Reihe von konkreten Vorschlägen für die Reform der GAP. Es ist ein Aufruf zum
Handeln für alle Mitglieder des Vereins, um sich dafür einzusetzen, dass die Idee von einem nachhaltigen, guten,
sauberen und fairen Lebensmittelproduktionssystem soweit wie möglich in die neue GAP Eingang findet, und
eine Einladung an alle, die damit zu tun haben, sich der Kampagne anzuschließen.
Weitere Informationen dazu auf www.slowfood.com
Internationales Pressebüro von Slow Food
Paola Nano +39 329 8321285, p.nano@slowfood.it
Elisa Virgillito +39 0172419666 e.virgillito@slowfood.it
Anne Marie Matarrese +39 0172419645 a.matarrese@slowfood.it
Anmerkungen der Redaktion
· Terra Madre ist ein Netzwerk von Menschen, die sich für ein Produktions- und Konsummodell von guten,
sauberen und fairen Lebensmitteln einsetzen. Seit 2004 trifft es sich alle zwei Jahre in Turin, um über seine
Erfahrungen und Kenntnisse zu diskutieren und sich auszutauschen. Das Netzwerk ist in Lebensmittelbündnisse
gegliedert, die nachhaltig arbeitende Bauern, Fischer , Lebensmittelproduzenten ,Köche, Lehrer, Betreuer von
Schulkantinen- und Schulgartenprojekten, Wissenschaftlern, Forscher, Experten, Studenten und anderen jungen
Menschen umfassen und vernetzen.
· Convivien sind lokale Mitgliedergruppen, die auf lokaler Ebene die Philosophie des Vereins und dessen
Kampagnen verbreiten, Verbraucher und lokale Erzeuger in Kontakt bringen, Kurse, Verkostungen und Menüs
organisieren, und an den internationalen Großveranstaltungen des Vereins teilnehmen. Es gibt heute über 1.300
Slow Food Convivien in 130 Ländern.




Zu einer neuen Gemeinsamen Agrarpolitik
Die Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) der Europäische Union, wie sie bis heute konzipiert war und umgesetzt
wurde, weist sehr kritische Elemente auf, die sowohl auf Produzenten- als auch auf Konsumentenseite negative
Auswirkungen zeigen.
Sie ist erstens durch eine schwerwiegende Ungleichheit gekennzeichnet: die finanziellen Mittel der
sogenannten „ersten Säule” (darunter Maßnahmen zur Unterstützung der Märkte, vor allem Direktzahlungen
an die Produzenten) sind zwischen den verschiedenen Agrarbetrieben (kleine, mittlere und große Betriebe)
und den Mitgliedsstaaten sehr ungleich verteilt.
Zweitens begünstigt die GAP ein unausgewogenes Konsummodell: von 500 Millionen europäischen Einwohnern
sind 250 Millionen übergewichtig, 42 Millionen leben unter schwer mangelhaften Bedingungen, während jedes
Jahr 90 Millionen Tonnen von essbaren Lebensmitteln weggeworfen werden (Eurostat 2010). Nahrungsmittel
haben in der Tat ihren intrinsischen Wert verloren; der Preis wurde zum einzig ausschlaggebenden Parameter
für die Kaufentscheidung der Lebensmittel.
Drittens schwindet die Bedeutung der Arbeitskraft im Agrar- und Lebensmittelsektor: eine aktuelle Erhebung
zeigt auf, dass in Europa die Beschäftigung im Agrarsektor innerhalb der letzten 10 Jahre um insgesamt 25%
abgenommen hat, gleichbedeutend mit einem Verlust von insgesamt 3,7 Millionen Arbeitsplätzen (Eurostat
2010).
Der Beschäftigungsreduzierung steht kein Verdienstanstieg der Beschäftigten im Agrarbereich gegenüber, der
mit dem in anderen Branchen vergleichbar wäre. Im Gegenteil, das berufliche Niveau – und in Folge auch das
Einkommen – ist progressiv gesunken. Die unzureichende Entlohnung der Landwirte stellt eine der Ursachen
des Verschwindens vieler Agrarbetriebe dar.
Das industrielle landwirtschaftlich-ernährungstechnische Modell, das sich im Laufe der letzten fünfzig Jahre
etabliert hat, ist einer der Gründe für die schwerwiegendste Umwelt- und Klimakrise, die die Menschheit je
erlebt hat. Auf der einen Seite wurde davon ausgegangen, die natürlichen Ressourcen - wie Wasser, Boden
und Wälder – seien unerschöpflich, daher wurden sie wahllos ausgebeutet und erschöpften sich unumkehrbar.
Die industrielle Landwirtschaft machte andererseits zügellosen Gebrauch von externen fossilen Mitteln:
chemische Dünger, Pestizide, Plastikmaterialien.
In diesen Jahren wird die GAP einem umfassenden Reformprozess unterzogen. Diese Phase, die bis zum
Inkrafttreten der neuen GAP Anfang 2015 abgeschlossen sein müsste, ist von grundlegender Bedeutung
für die gesamte Europäische Union. Die neue GAP muss wichtige Herausforderungen stemmen: die
Ernährungssicherheit und Lebensmittelsouveränität gewährleisten, Antworten auf die Umweltkrise und den
Klimawandel liefern, und der Wirtschaft und Beschäftigung im Agrarbereich ihre Geltungskraft zurückgeben.
Slow Food hat beschlossen, sich in die Debatte einzubringen, um mit der eigenen Erfahrung und Vision einen
Beitrag zur Förderung einer gerechteren und nachhaltigeren GAP zu leisten.
Slow Food und seine Philosophie
Slow Food ist ein internationaler Verein mit der Mission, die alltägliche Beziehung der Menschen zum Essen
durch die Förderung der Lebensmittelsouveränität zu verändern, d.h. dem Recht der Völker zu entscheiden,
was sie anbauen und essen.
Slow Food vertritt die Ansicht, dass man sich der Landwirtschaft und Lebensmittelherstellung ganzheitlich
nähern muss, also Aspekte vereinen, die normalerweise streng getrennt voneinander betrachtet werden:
soziale Faktoren (wie die Beziehung zwischen Produzenten und Konsumenten), Umweltfaktoren (wie der
Schutz der biologischen Vielfalt, der Schutz der Wasserressourcen und der Fruchtbarkeit der Böden, der
Vertrieb der Produkte, die Nachhaltigkeit der Verpackungen, die Wiederverwendung der Mittel) sowie kulturelle
Aspekte (die Bewahrung der traditionellen Kenntnisse). Es besteht in der Tat eine enge Verbindung zwischen
den Gemeinschaften, ihren Produktionstechniken und Konsummustern, ihrer Kultur und der Umgebung, in der
sie leben.
Slow Food setzt sich für einen Wandel der Produktions- und Konsummodelle ein, eingeleitet durch eine
Erziehung und Sensibilisierung im Bereich Lebensmittel und Umwelt, Stärkung der lokalen Wirtschaften,
Wertschätzung des Knowhows der Produzenten und den Schutz der verschiedenen kulturellen Identitäten.
Das besondere Augenmerk von Slow Food gilt einer engeren Verbindung zwischen Produzenten und
Konsumenten, um die Würde ersterer und das Bewusstsein letzterer zu erhöhen, was auch beinhaltet, dass
die Konsumenten mehr Instrumente zur Verfügung haben, um ihre Kaufentscheidungen zu treffen.
Die GAP von morgen, nach Ansicht von Slow Food
Ein neues Paradigma und die Ziele der Nachhaltigkeit und der neue Ländlichkeit
Die GAP von morgen darf sich nicht nur auf Produktionsfaktoren beschränken: wichtig ist der Übergang von
einer reinen Agrarpolitik zu einer Agrar- und Lebensmittelpolitik.
Weiterhin muss eine bessere Integration zwischen den verschiedenen Gemeinschaftspolitiken geschaffen
werden, um den länderübergreifenden Problematiken wie Schutz der Umwelt, der Landschaft und der
natürlichen Ressourcen, Kampf gegen den Klimawandel, etc. effektiver und effizienter begegnen zu können.
Die beiden übergeordneten Zielsetzungen, die die Zukunft der GAP prägen müssen, sind die Nachhaltigkeit
(umwelttechnische, wirtschaftliche und soziale) sowie eine neue Ländlichkeit, die die ländlichen Gebiete in
den Mittelpunkt der Gesellschaft der Zukunft rückt.
Die vier grundlegenden Veränderungen
Um diese Ziele zu erreichen, müssen vier grundlegende Veränderungen hinsichtlich der Struktur der GAP
eingeleitet werden.
1. Förderung kleiner und mittlerer Betriebe
Die Entscheidung, die Landwirtschaft wie jeden beliebigen anderen Industriezweig zu strukturieren, ist der
Ursprung der dramatischen Situation, in der sich die Agrar- und Lebensmittelproduktion Europas heute
befindet. Es muss eine Landwirtschaft gefördert werden, die in Einklang mit dem Ökosystem steht und in der
Lage ist, durch die Vereinbarung von Innovation und traditionellen Kenntnissen auf nachhaltige Art und Weise
qualitativ hochwertige Lebensmittel zu produzieren.
Die GAP muss den Fokus auf kleine und mittlere Agrarbetriebe richten, die nachhaltig Produkte hoher Qualität
herstellen, die ausschließlich für den Verzehr von Mensch oder Tier bestimmt sind. Die Herausforderung der
Zukunft wird nicht sein, größere Mengen an Agrarprodukten herzustellen, sondern Lebensmittel auf effizientere
und nachhaltigere Weise herzustellen und dabei gute kleine und mittlere Betriebe zu fördern, die eine enge
Verbindung mit dem regionalen Gebiet unterhalten und gleichzeitig geringe Umweltauswirkung haben.
Die kleine und mittlere Größe verlangt eine höhere Verfügbarkeit von Arbeitskraft und fördert dementsprechend
die Beschäftigung, sie ist nachhaltiger (Energieersparnis), trägt dazu bei, die lokalen Wirtschaften zu
unterstützen (auch in Randgebieten) und verringert den demographischen Druck auf die städtischen Räume.
2. Förderung lokaler Erzeugungen
Die kleine Größe allein reicht nicht aus. Ein entscheidender Faktor, um die Nachhaltigkeit der Betriebe zu
garantieren, ist die Bindung der kleinen Betriebe an den lokalen Raum (Berufung zum Umweltbewusstsein). Die
traditionellen lokalen Erzeugnisse (Pflanzensorten, Tierrassen, weiterverarbeitete Produkte) sind am besten
an die pedoklimatischen Gegebenheiten angepasst und können ihr Potential dort optimal entfalten, wo sie sich
dank dem Werk der Menschen im Laufe der Jahrhunderte eingewöhnt haben. Sie sind daher resistenter und
erfordern weniger externe Eingriffe. Das macht sie sowohl aus Umweltsicht als auch aus wirtschaftlicher Sicht
nachhaltiger. Sie spielen darüber hinaus eine tragende Rolle beim Schutz der biologischen Vielfalt und bei der
Wertschätzung der Lebensmittelkultur und –traditionen der Gemeinschaften.
3. Förderung lokaler Agrar- und Lebensmittelsysteme
Die globalisierte Marktwirtschaft lässt hinsichtlich Verschwendung und Umweltschäden all ihre Grenzen
deutlich zu Tage treten. Ein lokales System für Versorgung, Vertrieb und Konsum kann durch eine Verkürzung
der Transportwege der Lebensmittel (Food Miles) die Umweltauswirkungen verringern und darüber hinaus die
Versorgung der Konsumenten mit frischen saisonalen Produkten sicherstellen. Wenn einige Zwischenschritte
zwischen den Produzenten und den Konsumenten ausgelassen werden, kann man eine neue Beziehung
zwischen der Agrarwelt und dem städtischen Raum aufbauen.
Beim Aufbau von lokalen Landwirtschafts- und Lebensmittelsystemen kommt der Erziehung eine entscheidende
Rolle zu, einerseits in den Schulen, aber auch in den Unternehmen und an den Verkaufsstandorten. Es müssen
Netzwerke geschaffen werden - zum Austauschs von Knowhow und Solidarität zwischen den Bauern und den
Bürgern.
4. Förderung umweltschonender Agrar- und Lebensmittelbetriebe
Die kleinen und mittleren Betriebe können die Prinzipien der Agroökologie leichter umsetzen. Diese Prinzipien
basieren auf einem korrekten Umgang mit den natürlichen Ressourcen (Biodiversität, Boden, Wasser,
Landschaft) und auf den Kenntnissen über lokale Landwirtschaft. Weiterhin ist es wichtig, die traditionellen und
modernen Techniken anzuwenden, die am besten an die pedoklimatischen Gegebenheiten angepasst sind,
genetisch veränderte Produkte und intensive Viehzucht auszuschließen, und chemische Syntheseprodukte
zu vermeiden oder zu reduzieren, sowie den landwirtschaftlichen Raum zu schützen und soziale Gleichheit
zu bewahren.
Die zukünftige GAP darf sich nicht darauf beschränken, eine Verringerung der Größe der Agrar- und
Lebensmittelbetriebe voranzutreiben, sondern muss parallel dazu diejenigen belohnen, die wirklich
agroökologische Techniken anwenden und die Gemeinschaften durch Beiträge zum Umweltschutz unterstützen
(„Vergrünung” der GAP).
Doch damit nicht genug: die GAP muss auch diejenigen prämieren, die in Randgebieten leben (z.B. hohe
Hügellagen und Berggegenden). Die Bergflucht verursacht schwere hydrogeologische Zerrüttung und bringt
gravierende Kosten für die Gemeinschaft mit sich: wirtschaftliche, soziale und umwelttechnische. Wer
entscheidet, in diesen problematischen Gebieten zu bleiben, spielt eine tragende Rolle für den Schutz des
Gebiets und sollte unterstützt werden.
Die Instrumente der GAP von morgen
Um die beschriebenen Ziele zu erreichen und die angerissenen Veränderungen in die Praxis umzusetzen,
muss die GAP über angemessene ökonomische Instrumente verfügen.
Das Budget
Die Mitgliedsstaaten und die Institutionen der Europäischen Gemeinschaft müssen für die zukünftige GAP
ausreichende finanzielle Mittel bereitstellen und Kürzungen des vorhandenen Budgets vermeiden. Die
Ressourcen müssen umverteilt werden, um die finanzielle Ausstattung – und damit auch die Handlungsfähigkeit
– der zweiten Säule zu verstärken (wozu Maßnahmen für die Entwicklung der ländlichen Gebiete und der
Umwelt zählen).
Die Förderung einer „grünen” Landwirtschaft: öffentliche Gelder für öffentliche Güter
Im Bereich der ökonomischen Instrumente, die der GAP zur Verfügung stehen, können die direkten
Zahlungen (erste Säule) eine wichtige Rolle spielen. Ihre Hauptfunktion sollte darin bestehen, die Landwirte
für Umweltdienste zu entlohnen, die sie zum Wohl der Gemeinschaft erbracht haben.
Die zu Grunde liegende Philosophie kann man zusammenfassen als „öffentliche Gelder für öffentliche Güter.”
Ein Großteil der Fördermittel sollte folglich an diejenige fließen, die sich umweltbewusst verhalten, die Umwelt
und die öffentlichen Güter schützen, wie Boden und Wasser, und an diejenigen, die Randgebiete am Leben
halten.
Neben den direkten Zahlungen an die einzelnen Produzenten wird es ausschlaggebend sein, regionale
Aktionen und Formen der Zusammenarbeit zu fördern. Damit sich nachhaltige Agrar- und Konsummodelle
erfolgreich verbreiten, muss man die individualistische Perspektive hinter sich lassen und Netzwerke von
Produzenten und Konsumenten gründen.
Die Unterstützung bezüglich des Einkommens der Agrar- und Lebensmittelproduzenten
Die zukünftige GAP muss den nachhaltigen Produzenten kleiner und mittlerer Betriebe eine angemessene
Einkommensunterstützung gewährleisten. Die wirtschaftliche Unterstützung sollte ausschließlich den aktiven
Produzenten zu Gute kommen und zwar vorwiegend den Prozenten aus Randgebieten. Diese Zielsetzung
kann auch durch eine stärke Marktreglementierung erreicht werden, die kurze Produktionsketten und geringere
Preisschwankungen von Agrar - und Lebensmittelprodukten begünstigt, sowie die beste Qualität belohnt.
Die Erfahrung von Slow Food zum Nutzen der GAP von morgen
Slow Food schlägt angesichts der eigenen Erfahrungen im Agrar- und Lebensmittelbereich eine Reihe konkreter
Initiativen vor, die besonders bei zwei Bereichen ansetzen, die für die Zukunft der europäischen Landwirtschaft
von besonderer Bedeutung sind: die jungen Leute und die kleinen und mittleren Produktionsbetriebe.
Junge Leute
Die neue GAP muss den Fokus auf die jungen Leute richten: ohne klare Aktionen mit dieser Ausrichtung ist die
europäische Landwirtschaft nicht zukunftsfähig.
Auf dem Land ist eine richtiggehende Landflucht und Veralterung der Bevölkerung in Gang. Die Bedeutung
der Arbeitskraft im Landwirtschaftssektor nimmt kontinuierlich ab. Laut Schätzungen sind nur 7% der Landwirte
unter 35 Jahren und einer von drei Landwirten ist älter als 65 Jahre, mit einer Gesamtanzahl von 4,5 Millionen
Landwirten über 65 Jahren ( Eurostat 2009).
Konkrete Vorschläge
1. Dem Beruf des Landwirts wieder Würde verleihen, damit die Entscheidung für diesen Beruf eine reizvolle
und bereichernde Option darstellen kann.
2. Den jungen Leuten ein angemessenes Einkommen garantieren (z.B. durch zusätzliche Direktzahlungen
oder weitere Steuerentlastungen), das ihnen genügend Sicherheit gibt, um ihre Zukunft zu planen.
3. Die Gründung von Netzwerken junger Landwirte vorantreiben, aber auch von anderen Akteuren
der Lebensmittelproduktionskette: kleine Lebensmittelhersteller, Gastronomen, Ernährungserzieher,
Konsumenten, auch durch die Förderung von Orten, Gelegenheiten und Instrumenten zum gegenseitigen
Kontakt (Veranstaltungen, Internet, Social Networks, etc.) insbesondere in den Randgebieten, um der Isolierung
Einhalt zu gebieten, die manchmal die Arbeit eines Landwirts kennzeichnet und die jungen Leute abschreckt.
4. Die Weiterbildung junger Landwirte fördern: mit weiterführenden Schulangeboten und Universitätskursen,
aber auch durch Intensivkurse und Lehrtätigkeiten von den Landwirten selbst, sowie durch den Austausch von
Erfahrungen und Knowhow.
5. Die generationenübergreifende Weitergabe von Wissen begünstigen.
6. Die Gründung neuer Unternehmen für junge Leute erleichtern, indem die bürokratischen Prozeduren
schneller und einfacher gestaltet und Anreize eingeführt werden, wie Direktkredite, Steuererleichterungen,
günstige Versicherungen, etc.
7. Mehr technische Hilfestellung über agroökologische Techniken, Unternehmensführung, etc. anbieten.
Betriebe kleiner und mittlerer Größenordnung
Ein Punkt von grundlegender Bedeutung ist es, die hervorragenden Produzenten stärker in den Mittelpunkt
zu rücken und ihnen mehr Macht einzuräumen, und gleichzeitig die Produktionen bekannt zu machen
(Herkunftsgebiete, Weiterverarbeitungstechniken, etc.) sowie Ernährungserziehung für die Konsumenten
anzubieten und sie so in engere Verbindung mit den Landwirten zu bringen.
Konkrete Vorschläge
1. Reflexionen über geographische Angaben anstellen, einschließlich der Definition rigoroser Kriterien zur
Nachhaltigkeit, Qualität, Bindung an das Herkunftsgebiet, geschichtlichen Kontinuität, Schutz der biologischen
Vielfalt. Diese Maßnahmen müssen auch Kleinstproduzenten angemessen schützen, da diese ein einzigartiges
Erbe für die europäische Kultur darstellen.
2. Die bürokratischen Prozeduren zugunsten kleiner und mittlerer Betriebe vereinfachen.
3. Auszeichnungen für die Produzenten einführen, die die lokale und traditionelle Biodiversität bewahren
(autochthone Rassen und lokale Pflanzensorten), die herkömmliche Agrarlandschaft (alte Weinberge,
jahrtausendealte Olivenhaine, etc.) und die traditionelle Architektur (Wassermühlen, Sennhütten, alte
Holzbacköfen, etc.) instandhalten, die in Randgebieten tätig sind und eine wichtige Rolle zum Schutz des
Gebietes einnehmen, sowie Produzenten, die Formen zur Zusammenarbeit einführen und dabei überlieferte
Produktionsmethoden einhalten.
4. Den Austausch von Informationen und Erfahrungen zwischen Kleinproduzenten und verschiedenen
Generationen vorantreiben.
5. Bildungsprogramme zur Optimierung der landwirtschaftlichen Techniken und Verarbeitungstechniken
anbieten und die Organisation der Produzenten verstärken sowie deren Fähigkeit, ihre Produkte angemessen
zu vermarkten (mit ordnungsgemäßer Beschriftung, klarer Verpackung, einfach und umweltfreundlich).
6. Programme zur Ernährungs- und Umwelterziehung in den Schulen durchführen, z.B. durch die Realisierung
von Schulgärten. Programme zur Sensibilisierung der Bürger über die Problematiken in Verbindung mit dem
Agrar- und Lebensmittelsystem, der Nachhaltigkeit und der Ernährungskunde auflegen. Einen kontinuierlichen
Informationsaustausch zwischen Produzenten und Konsumenten anregen.
7. Vertriebskanäle für kleine und mittlere Produzenten schaffen: durch die Förderung von Bauernmärkten,
solidarischen Einkaufsgruppen, der Verwendung lokaler Produkte im Gastgewerbe und alle anderen Initiativen
des Direktverkaufs. Die Gruppen fördern, die sich dafür einsetzen, Formen lokaler Landwirtschaft direkt zu
unterstützen.
8. Prämien für diejenigen einführen, die ihr Angebot durch die Kombination der Agrarproduktion mit
didaktischen, touristischen, kulturellen Aktivitäten diversifizieren, die die Kenntnis der Umwelt, des Gebiets,
der Landwirtschaft fördern können (multifunktionale Rolle des Agrarbetriebs).
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Donnerstag, 6. Oktober 2011